Fokus Jazz: Wolfgang Haffner

Harmonische Rhythmen

Wolfgang Haffner © ACT/Antje Wiech

Foto ©  ACT/Antje Wiech

2020 wären Sie als Fokus Jazz-Künstler beim Rheingau Musik Festival aufgetreten. Dann kam die Pandemie und damit einhergehend die Absage des Festivals. Nun sind in diesem Jahr wieder drei spannende Konzerte mit Ihnen als Fokus Jazz-Künstler geplant. Worauf freuen Sie sich im kommenden „Sommer voller Musik“ am meisten?
Zuallererst freue ich mich natürlich sehr, dass ich nach der pandemiebedingten Absage des Rheingau Musik Festivals 2020 erneut gefragt wurde, in diesem Jahr als Fokus Jazz-Künstler aufzutreten. Jedes meiner drei Projekte, deren jeweilige Programme ich speziell für das diesjährige Festival zusammengestellt habe, liegen mir sehr am Herzen. Von daher freue ich mich auf drei Konzerte mit herzvoller Musik für ein mit Sicherheit fantastisches Publikum.

 Wie haben Sie als Musiker die vergangenen beiden Jahre erlebt?
Nach gut 30 Jahren permanenten Spielens in aller Welt habe ich die freie Zeit sehr genossen. Neben einigen Stream-Konzerten hatte ich viel Muße zum Üben, Kochen, Sport machen. Daneben habe ich in dieser Zeit viel neue Musik komponiert, arrangiert und produziert, wovon ich auch einiges bei meinen Rheingau-Konzerten im Sommer präsentieren werde. Zwischen Juni und November 2021 war ich tatsächlich wieder viel auf Tournee, pandemiebedingt nicht weltweit, doch zumindest konnte ich Europa bereisen und in vielen Ländern auftreten. Insgesamt waren die vergangenen zwei Jahre also sehr produktiv.

 Im Jahr 2004 waren Sie das erste Mal beim Rheingau Musik Festival zu Gast, damals mit Nils Landgren. Seitdem durften wir Sie zu zahlreichen weiteren Konzerten begrüßen: 2005 und 2008 spielten Sie erneut mit Landgren, 2016 konnte das Publikum Sie an der Seite von Till Brönner erleben, 2017 waren Sie mit Thomas Quasthoff auf der Bühne, den Sie nun gemeinsam mit Max Mutzke als Sänger für eines Ihrer Konzerte ausgewählt haben. Wie haben Sie das Festival bisher erlebt?
An alle Konzerte beim Rheingau Musik Festival erinnere ich mich sehr gerne, wobei mir das All Star Konzert 2015 unter der Leitung von Nils Landgren in ganz besonderer Erinnerung geblieben ist. Das war einer dieser einmaligen Abende, an dem Band, Publikum und Spielort eins waren. Was für eine wundervolle Atmosphäre!

© ACT/Antje Wiech
© ACT/Antje Wiech

In Ihrem ersten Konzert beim Rheingau Musik Festival 2022 treten Sie gemeinsam mit Simon Oslender und der hr-Bigband auf. Was reizt Sie als Schlagzeuger daran, mit einer großen Besetzung wie einer Bigband zu spielen?
Als Schlagzeuger in einer Bigband zu spielen, bedeutet für mich, groß orchestrierte Musik mit dem Spiel in einer Combo verbinden zu können. Die Gestaltungsmöglichkeiten in einer Bigband sind speziell für mich als Schlagzeuger enorm. Das Programm mit der hr-Bigband, einem der profiliertesten europäischen Klangkörper seiner Art, setzt sich ausschließlich aus meinen Kompositionen zusammen. Die Arrangements und die Leitung sind in den bewährten Händen von Jörg Achim Keller, mit dem ich seit gut 30 Jahren in den verschiedensten musikalischen Kontexten zusammenarbeite.

 Auch in diesem Jahr ist wieder ein All Star Konzert mit Ihnen und hochkarätigen Musikerkolleginnen und -kollegen geplant, dessen Besetzung sich wieder ganz neu zusammensetzt. Worauf kommt es hier im Zusammenspiel besonders an? Wie planen Sie das Programm eines solchen Konzertes?
Bei der Zusammenstellung meiner Formationen achte ich immer darauf, dass die einzelnen Musikerinnen und Musiker auch wirklich zusammenpassen. Mein diesjähriges All Star-Konzert habe ich ausschließlich mit langjährigen Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern besetzt, mit denen ich musikalisch wie menschlich bestens harmoniere. Das Programm habe ich bereits ausgesucht, und ich kann dem Publikum einen höchst abwechslungsreichen Konzertabend versprechen!

 Mit dem Jazz-Pianisten Michael Wollny spielen Sie bereits seit einigen Jahren zusammen, was man in Ihren Duo-Konzerten eindrücklich hören und spüren kann. Was macht Ihre besondere Verbindung aus?
Michael und ich kommen beide aus Franken, was schon mal eine super Grundlage für unser Duo ist (lacht). Wir haben einen ähnlichen Humor, lachen viel zusammen und haben stets eine tolle Zeit, wenn wir auf Tournee sind. In der Musik unseres Duos, die möglichst frei von irgendwelchen Vorgaben ist, spiegelt sich dieser Humor auch wider. Jedes unserer Konzerte ist so eigenständig, dass es nicht reproduzierbar ist.

Gibt es ein Instrument, das Ihrer Meinung nach das Schlagzeug im Zusammenspiel am besten ergänzt?
Aufgrund des sehr breiten Frequenzspektrums eines Pianos fühle ich mich in der Regel mit Pianistinnen und Pianisten sehr wohl, ganz besonders natürlich, wenn es so tolle Musiker wie Michael Wollny oder auch Simon Oslender sind. Darüber hinaus gibt es aber auch mit vielen anderen Instrumentalistinnen und Instrumentalisten die Möglichkeit, großartige Konzertmomente zu gestalten. Es kommt also weniger auf das Instrument an, als vielmehr auf die Musikalität der Spielerinnen und Spieler.

Welche Rolle spielt improvisatorische Freiheit, die für den Jazz ja charakteristisch ist, für Sie?
Improvisatorische Freiheit ist für mich sehr wichtig. Diese finde ich tendenziell häufiger im Jazz, aber durchaus auch in anderen Bereichen. Ein wichtiger Punkt ist, dass alle beteiligten Musiker bereit sind, sich ohne Scheuklappen ans Musizieren zu machen, denn nur dann kann auch Interessantes entstehen.

Und zu guter Letzt: Worauf darf sich das Publikum des 35. Rheingau Musik Festivals in Ihren Konzerten am meisten freuen?
Beim Zusammenstellen der einzelnen Projekte und Programme war es mir ein großes Anliegen, meinen musikalischen Kosmos abbilden zu können. Das Publikum darf sich auf 100% Haffner freuen, also Musik aus dem Herzen für Herzen.

© ACT/Antje Wiech

Wolfgang Haffner beim Rheingau Musik Festival

15.7. | Fr. 19 Uhr |K 42

Schloss Vollrads
Seebühne

Wolfgang Haffner drums
Simon Oslender keys
hr-Bigband
Jörg Achim Keller conductor

12.8. | Fr. 20 Uhr | K 99

Kurhaus Wiesbaden
Friedrich-von-Thiersch-Saal

Wolfgang Haffner All Star Band

Thomas Quasthoff vocals
Viktoria Tolstoy vocals
Nils Landgren trombone
Bill Evans saxophone
Simon Oslender keys
Thomas Stieger bass
Wolfgang Haffner drums

 

31.8. | Mi. 19 Uhr | K 127

Schloss Johannisberg
Fürst von Metternich Konzert-Kubus

Michael Wollny piano
Wolfgang Haffner drums