75 Jahre Meisterkonzerte Wiesbaden

Große Jubiläumsgala in Wiesbaden

© Marco Borggreve

Foto: Kurhaus Wiesbaden © Marco Borggreve

Wer hätte gedacht, dass bereits 1946 im noch vom Zweiten Weltkrieg zerstörten Deutschland wieder Musik erklingen würde? Musik, die nach der Schreckenszeit Hoffnung und Trost spendete.

Lothar Wolfgang war es, der mit viel Mut die Konzertreihe „Meisterkonzerte Wiesbaden“ in jener Zeit ins Leben rief. Die Anfänge waren zwar bescheiden, doch der Grundstein war gelegt. Im September 1946 erklang das erste „Meisterkonzert“ – damals allerdings noch nicht im Kurhaus Wiesbaden.

Zu den ersten Spielstätten gehörten unter anderen das Walhalla-Theater, das Palast-Theater auf der Wilhelmstraße und die Aula am Boseplatz, der heute Platz der Deutschen Einheit heißt. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Bereits wenige Wochen nach dem ersten Konzert mussten „nach der über Erwarten regen Nachfrage“ fünf Sonderkonzerte geplant werden, wie eine damalige Programmankündigung bezeugt.

Erste Programmankündigung (1946)
Erste Programmankündigung der „Meisterkonzerte“ 1946.
(links:) Titelseite des ersten Programmhefts für das erste „Meisterkonzert“ im September 1946. Auf dem Programm stand eine Violinmatinée mit Gerhard Taschner – Konzertmeister der Berliner Philharmoniker – und Heinrich Schacker (Klavier). // (rechts:) Ankündigung von 5 Sonderkonzerten 1946. Die „Meisterkonzerte“ stießen bereits nach den ersten Konzerten auf rege Nachfrage, sodass direkt weitere Konzerte geplant wurden.

Schon bald gastierten in Wiesbaden „die ganz Großen“. Zu den Glanzlichtern der „Ära Wolfgang“ gehören heute zu Legenden gewordene Künstler wie Wilhelm Kempff oder Sviatoslav Richter, Yehudi Menuhin, David Oistrach, Mstislaw Rostropowitsch oder Maria Callas. Neben bedeutenden Solokünstlern fanden auch zunehmend große Orchester in Wiesbaden eine Bühne. Zu einer der Sternstunden zählt ohne Frage ein Gastkonzert mit Herbert von Karajan mit seinen Berliner Philharmonikern.

Kurhaus Wiesbaden © Heike Rost
Der Friedrich-von-Thiersch-Saal in seiner Pracht im Kurhaus Wiesbaden. // Foto © Heike Rost

Nach rund 40 Jahren wurde die Konzertreihe von Wilfried Strohmeier mit der Konzertdirektion Kempf übernommen und fortgesetzt. Und die Liste der bedeutendsten Künstler lässt sich auch in diesen nächsten 30 Jahren leicht verlängern. Künstler wie Claudio Arrau, Vladimir Ashkenazy, Krystian Zimerman und Dietrich Fischer-Dieskau erfüllten den Friedrich-von-Thiersch-Saal im Kurhaus mit ihrer Kunst und zeitlos gewordener Musik.

Angelehnt an die Interessen des Publikums entwickelte sich die Reihe in jener Zeit nach und nach weiter. Standen anfangs vornehmlich Kammermusik-Abende im Vordergrund, so wurden bald vermehrt internationale Orchesterkonzerte in das Programm mitaufgenommen. Eine Tradition setzt sich allerdings bis heute fort: großen Solisten und internationalen Klangkörpern in Wiesbaden eine Bühne zu bieten und die bedeutendsten Werke der Musikgeschichte zum Erklingen zu bringen.

Nach über 30 Jahren übernahm Friederike Klostermann-Gruber ab der Saison 2018/19 die Leitung der Meisterkonzerte Wiesbaden, die sie als Mitarbeiterin der Konzertdirektion Kempf seit fast 15 Jahren mit Begeisterung begleitet, organisiert und mitgestaltet hatte.

Mit der Saison 2020/21 wurden die „Meisterkonzerte Wiesbaden“ und „Wiesbaden Musik“ zusammengeführt. Damit verflechten sich mehr als nur zwei Konzertreihen: Vergangenheit und Gegenwart, Tradition und Fortschritt, Erfahrung und künstlerische Qualität. Mit dieser Verbindung wird der altbekannte Pfad der „Meisterkonzerte Wiesbaden“ aufgenommen und damit die lange Tradition fortgesetzt.

Um der langen Traditionsgeschichte und dem Jubiläum der Meisterkonzerte gebührenden Glanz zu verleihen, startet die neue Saison mit einer Jubiläumsgala. Hierfür kommen neben dem renommierten Geiger Christian Tetzlaff auch das Konzerthausorchester Berlin und sein aktueller Chefdirigent Christoph Eschenbach nach Wiesbaden.

Christoph Eschenbach © Manu Theobald
Christoph Eschenbach ist am 2. November bei der großen Jubiläumsgala zu erleben. // Foto © Manu Theobald
Partitur zur Oper "Der Freischütz" von Carl Maria von Weber (Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz,1820)
Partitur zur Oper „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber, 1820 (Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Mus.ms.autogr. Weber, C. M. v. 7).

Auch die Berliner feiern in diesem Jahr ein bedeutendes Jubiläum: Vor 200 Jahren wurde ihre Heimstätte, das Schauspielhaus und heutige Konzerthaus am Gendarmenmarkt, eröffnet. Nur wenige Tage später brachte Carl Maria von Weber in diesem neuen Kunsttempel seinen „Freischütz“ zur umjubelten Uraufführung – und schrieb Musikgeschichte: Den Start in eine neue Zeitrechnung der Oper markiert das hochromantische Bühnenwerk. Und auch in Wiesbaden stehen die Zeichen auf Aufbruch: Mit frischem Schwung und voller exklusiver Konzerterlebnisse eröffnet im Kurhaus eine neue Saison, die eine bedeutende Tradition im Wiesbadener Musikleben fortsetzt.

Wir freuen uns, den Beginn der neuen Saison und das 75-jährige Jubiläum gemeinsam mit Ihnen zu feiern und Sie bei unserer Jubiläumsgala begrüßen zu dürfen!

Karten- und Infotelefon: 0 67 23 / 60 21 70
meisterkonzerte-wiesbaden.de