City Light Symphony Orchestra & Kevin Griffiths

Der große Zoom der Filmmusik

© City Light Concerts

Text: Christoph Vratz

Womit es angefangen hat? Vielleicht mit einem Allrounder wie George Gershwin, der an einem verstimmten Klavier zu Stummfilmen die Musik gespielt hat? Oder doch eher mit Komponisten wie Erich Wolfgang Korngold, der Leinwand-Produktionen im Westen mit entsprechenden Klängen versorgt hat, oder wie Dmitri Schostakowitsch, der im Osten für Filmklassiker die Musik geschrieben hat? Filmmusik ist heute jedenfalls keine Nische mehr und ist inzwischen auch im klassischen Konzertsaal heimisch geworden. Sie ist Faszination, Verlockung, Verführung.

Das City Light Symphony Orchestra und Kevin Griffiths haben sich diesem Thema von Beginn an mit großer Hingabe gewidmet. Gegründet im Jahr 2018, handelt es sich um ein Projektorchester mit Heimat in Luzern. Eines seiner Markenzeichen: seine große Wandlungsfähigkeit. Mal tritt das Orchester in riesiger Besetzung auf, mal in fast kammermusikalischen Kleinformationen. Zu den Dirigenten, die regelmäßig mit den City Lights auftreten, zählen neben Kevin Griffiths solche, die im Umgang mit konzertanten Filmmusik-Produktionen über reichlich Erfahrung verfügen, darunter Anthony Gabriele, Ernst van Tiel und Thiago Tiberio. Gleich beim Debüt spielte man die Live-Weltpremiere von „The Hunger Games“. Weitere Erstaufführungen folgten, etwa mit „How to Train Your Dragon“ nach der Musik von John Powell oder die Europapremieren von „Cinema Paradiso“ und „Apollo 13“ und schließlich Aufführungen der John Williams-Klassiker „Indiana Jones – Raiders of the Lost Ark“ und „Home Alone“.

Die Auftritte des City Light Symphony sind nicht nur Konzerte im klassischen Modus, es sind Erlebnisse für viele Sinne. Wenn das Licht gedimmt wird und die ersten Klänge einsetzen, wenn dazu die Bilder des jeweiligen Films auf großer Leinwand erscheinen, wirkt das ganz anders als in jedem herkömmlichen Kino der Welt. Das Blech dröhnt unmittelbarer, die Streicher surren geheimnisvoller, die Holzblässer flirren irrlichternder als man es vom pauschalen Kino-Surround-Ton her kennt.

Die Luzerner haben es in der noch jungen Geschichte ihres Ensembles geschafft, der Kinomusik zu einem neuen Bewusstsein zu verhelfen. Sie ist nicht mehr nur Kulisse oder eine von vielen Zutaten zum Gesamtkunstwerk Film, vielmehr erhält die Musik eine Eigenständigkeit, die auch ihre kompositorischen Qualitäten besser erkennbar macht.

© City Light Concerts

Seit der Gründung suchte der künstlerische Leiter, Pirmin Zängerle, nach Aufnahmemöglichkeiten, um die Vorzüge dieses Orchesters zu demonstrieren. Zu den wenigen erfreulichen Nebenwirkungen der Corona-Pandemie zählte im Herbst 2020 die Chance, dieses Projekt voranzutreiben. „Spotlight on John Williams“ erschien schließlich nach zehntätigen Aufnahmesitzungen in Luzern als Debütalbum. „Wir haben uns bewusst auf die atemberaubende stilistische Vielfalt dieses Komponisten konzentriert“, so Zängerle. „Mit der Auswahl erfüllt das City Light Symphony Orchestra einen lang gehegten Wunsch.“

Beim Rheingau Musik Festival präsentieren der Klangkörper und Kevin Griffiths neben Musik von John Williams auch die berühmte Orchestersuite „The Planets“ von Gustav Holst, entstanden in den Jahren des Ersten Weltkriegs. Holsts Klangwirkungen hatten erhebliche Einflüsse auf spätere Filmmusiken. Vielleicht hat die Geschichte der Kinomusik ja auch mit Gustav Holst begonnen…

Konzert

K145 | 26.8. Sa. 19 Uhr
Mainz, Rheingoldhalle

„The Planets – An HD Odyssey“

City Light Symphony Orchestra
Kevin Griffiths, Leitung