Schloss Vollrads © Marco Borggreve

Den Großteil unserer diesjährigen Konzerte konnten wir Ihnen auf der Website und in unserem Festivalmagazin „Ouvertüre“ bereits wie gewohnt zum Vorverkaufsstart präsentieren. Doch unsere Programmplanungsabteilung war weiterhin fleißig, und so freuen wir uns, Ihnen nochmals zusätzliche Konzerthöhepunkte für den „Sommer voller Musik“ 2021 vorstellen zu können.

Mit vier neuen Programmen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, möchten wir Sie zum Lauschen, Genießen und Mitgrooven einladen. Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei: Am  3. Juli (17 Uhr & 20 Uhr) können Sie die Hits der 70er, 80er und 90er Jahre – und das aus mehreren Jahrhunderten – bei unserer „Hitparade der Klassik“ erleben. Denn auch Haydn und Mozart, Boccherini und Beethoven komponierten Melodien, die aus unseren heutigen Leben nicht mehr wegzudenken sind. Malte Arkona geleitet Sie durch diesen unterhaltsamen Abend mit dem Sinfonieorchester Basel unter der Leitung von Ivor Bolton.
Elegant, unaufdringlich und voller Neugier entdecken das Orchestre de Paris und Klaus Mäkelä am 16. Juli (17 Uhr & 20 Uhr) jedes musikalische Detail aus Antonín Dvořáks neunter Sinfonie und enthüllen dabei die Besonderheiten dieses außergewöhnlichen Werkes. Genauso sensibel agiert der Klangkörper, wenn sich Janine Jansen zu ihm auf die Bühne begibt. Mit Max Bruchs Violinkonzert steht ein Werk auf dem Programm, das nicht nur technische Perfektion, sondern auch ein sehr ausgeprägtes Gespür für die Musik verlangt.

Wenn Milow, der sympathische Weltstar an der Gitarre, am 17. Juli (19 Uhr) die Bühne betritt, wird der Jubel der Fans weit über die BRITA-Arena in Wiesbaden hinaus zu hören sein. Mit seinem sechsten Album „Lean Into Me“ schlägt der Gitarrist und Sänger nun ein weiteres Kapitel auf, das keinerlei Ermüdungserscheinungen erkennen lässt. Auch hier schafft der belgische Singer-Songwriter es in gewohnt gekonnter Manier, hochpersönliche Themen in universelle Hymnen zu verwandeln.
In ihren einzigartigen Live-Auftritten kommt es zu einer musikalischen Kernschmelze, in der die Klanggewalt einer Bigband auf den unwiderstehlichen Groove des Techno trifft: Die 20-köpfige Truppe der mittlerweile legendären Jazzrausch Bigband wird auch am 7. August (19 Uhr & 22 Uhr) im Kurhaus Wiesbaden jegliche Stil- und Genregrenzen sprengen. Sie stehen für die vielleicht gelungenste Umsetzung von Techno unter nahezu ausschließlicher Verwendung akustischer Instrumente.

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Vollrads Privatgarten © Fotostudio Heyer

In drei Konzerten unserer neuen Reihe „Sonntags in Vollrads“ haben Sie in diesem Jahr die Möglichkeit, außergewöhnliche Künstler im wunderschönen Ambiente des Privatgartens von Schloss Vollrads zu erleben. Aydar Gaynullin, Meister des Bajans und großer Verfechter der Literatur Astor Piazzollas (8.8., 17 Uhr), die Rheingauer Kultband Beat Box (15.8., 11 Uhr) und die sympathischen jungen Männer des Gesangsquartetts German Gents (22.8., 17 Uhr) nehmen Sie in ihren Konzerten mit in musikalische Welten, die jede für sich etwas ganz Besonderes ist. Ein Wein- und Essensstand im Schlosshof hält vor und nach den Konzerten außerdem kulinarische Köstlichkeiten für Sie bereit. Beim Frühshoppen-Konzert mit Beat Box kann ein „Vollradser Picknickpaket“ dazugebucht werden. Weitere Informationen hierzu finden Sie auf unserer Website.

Natürlich bietet das Rheingau Musik Festival auch in diesem Jahr jungen Musikern die Chance, ihr ganzes Können auf der großen Bühne zu präsentieren. Und die Mitglieder des Landes Jugend Jazz Orchester Hessen haben es definitiv verdient, gehört zu werden. Dabei stehen sie mit keinen Geringeren als dem Gesangsensemble New York Voices (28.8., 19 Uhr) und dem Sänger Max Mutzke (29.8., 11 Uhr) gemeinsam vor ihrem Publikum im Kurpark Wiesbaden.

LJJO Kicks&Sticks © Kurt Rade

Foto: Chilly Gonzales © ANKA

Ein Blick auf die Konzerte unseres Fokus Jazz-Künstlers

Chilly Gonzales ist eine Kunstfigur, die sich alles aneignet und in allem ausprobiert. Der Jazz-Pianist betrachtet die Musikwelt aus unterschiedlichsten Perspektiven, löst Genregrenzen auf und spürt den Gemeinsamkeiten in jeglichen musikalischen Stilen nach. Er improvisiert und entertaint, er komponiert und erklärt. Heute kennt man ihn als Mann am Klavier, der herrlich unkonventionell in Morgenmantel und Pantoffeln auf die Bühne schlurft. Vielleicht ein wenig eigenbrötlerisch und doch immer voll freudiger Erwartung darauf, dem Publikum seinen musikalischen Kosmos mit an die Hand zu geben. Chilly Gonzales sucht den Kontakt zu den Menschen im Konzertsaal, er bezieht sie mit ein in sein musikalisches Denken und Fühlen. Und das macht seine Konzerte so besonders. Die vier Konzertabende mit Chilly Gonzales, die wir Ihnen in diesem Artikel nun näher vorstellen möchten, werden unser diesjähriges Rheingau Musik Festival um vielfältige und vor allem ausgefallene Konzertmomente bereichern.

Chilly Gonzales © ANKA
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Wie oft sich Chilly Gonzales in seinem Leben schon neu erfunden haben mag? Gewiss einige Male. Eine der erstaunlichsten Seiten offenbarte er 2004 mit seinem ersten Solo Piano-Album, das inzwischen Teil einer Trilogie ist: Solo Piano I, II und III. Versonnen, in sich gekehrt, teils enigmatisch klingt er in den dort versammelten Klavierminiaturen. Seiner Zuhörerschaft gibt der Klavier-Philosoph an diesem Abend – seiner einzigen Solo-Show im Jahr 2021 – eine Kostprobe aus allen drei Soloalben dieser Trilogie (4.7., 17 Uhr & 20 Uhr). Selbst für seine Klavierrezitals hat sich der Jazz-Pianist etwas Besonderes ausgedacht: Im Format „Chilly Gonzales presented in PianoVision“ (created by Nina Rhode) werden seine Hände beim Spielen per Videoübertragung auf eine Leinwand projiziert. So kann man dem Entertainer jederzeit ganz genau auf die Finger gucken.

Klavier, Streichquartett und Schlagzeug – eine nicht ganz alltägliche Besetzung. Doch wer Chilly Gonzales kennt, weiß, dass vieles, was er tut, sich jeglichen Konventionen des Konzertalltags entzieht. In seinen Konzerten nimmt der Musik-Entertainer das Publikum mit auf eine Reise querbeet durch alle Facetten seiner bemerkenswerten Persönlichkeit. Er hinterfragt, führt zusammen, erfindet neu und legt jedem seiner Stücke in dem Programm „Chambers“ eine Idee zugrunde. Gemeinsam mit dem Kaiser Quartett und Joe Flory an den Drums wandelt der Pianist in seiner Musik auf den Spuren von Bach, Mendelssohn Bartholdy und Fauré, erforscht musikalisch das Unterbewusstsein und spürt dem amerikanischen Hip Hop nach (23.7., 17 Uhr & 20 Uhr).

Chilly Gonzales © ANKA

Es ist Chilly Gonzales ein Bedürfnis, Menschen Musik näher zu bringen. In einer Masterclass sprechen unser Fokus Jazz-Künstler und sein Special Guest Malakoff Kowalski über Musik (12.8., 20 Uhr). Sie suchen die Gemeinsamkeiten zwischen Stilen und Epochen und diskutieren darüber, welche kompositorischen Parallelen sich zwischen Pop-Songs, Jazz-Standards und klassischen Kompositionen finden lassen. Dabei bedienen sie sich vor allem der englischen, ein wenig der deutschen und in besonderem Umfang der Sprache der Musik. Denn wenn die beiden „kleinen Jungs“ – wie Malakoff Kowalski selbst sich und Chilly Gonzales bezeichnet – zum Spielen verabredet sind, spielen sie vor allem eins: Klavier.

Gonzales und Kowalski vereinen sich nicht nur im Duo miteinander, sondern auch im Trio mit einem dritten Tastenmagier: Igor Levit. Eine Runde aus überaus sympathischen Exzentrikern, verrückten Tastenjongleuren und überzeugten Humanisten mit Hang zum Klavier. Alle drei bewundern sie einander, reden mit Hochachtung über die Kunst der jeweils anderen, diskutieren miteinander und verstehen sich dabei hervorragend. Es ist ein großes Glück, dass sich Chilly Gonzales, Igor Levit und Malakoff Kowalski für uns bei diesem Konzert gemeinsam in den Ring werfen und uns bereitwillig mitnehmen in ihren Klavierkosmos aus Klassik und Jazz, alter und neuer Musik (13.8., 17 Uhr & 20 Uhr).

Igor Levit © Felix Broede / Sony Classical
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Alle Konzerte von Chilly Gonzales mit Ausnahme des 12.8. finden jeweils um 17 und 20 Uhr statt.

Foto: Khatia Buniatishvili © Gavin Evans

Khatia Buniatishvili © Esther Haase
Khatia Buniatishvili © Esther Haase

Khatia Buniatishvili macht es spannend in diesem Jahr. Die Konzertprogramme für die zwei Orchesterkonzerte mit unserer Artist in Residence sowie für den Duo-Abend mit ihrer Schwester Gvantsa stehen bereits fest. Was sie ihrem Publikum allerdings in ihrem Solorezital darbieten wird, bleibt vorerst noch ein kleines Geheimnis. Trotzdem können wir Ihnen in diesem Artikel schon einiges über ihre Herangehensweise an Musik, die Konzeption ihrer Programme und die Beziehung zu ihren musikalischen Partnern verraten.

„Mir ist dieses eine Leben nicht genug“

Die Pianistin Khatia Buniatishvili liebt die Herausforderung und das Risiko. Sie macht alles, was sie tut, mit vollem Einsatz und ganzem Herzen. Und das spiegelt sich auch in ihrem Klavierspiel und in der Konzeption ihrer Konzertprogramme und CD-Einspielungen wider. Als Artist in Residence des diesjährigen Rheingau Musik Festivals wird sie die ganze Bandbreite ihres pianistischen Könnens auf die Bühne bringen und zeigen, warum sie es mit ihrem Klavierspiel an die Spitze der Klassikwelt geschafft hat.

Mit vier unterschiedlichen Konzertprogrammen empfängt Buniatishvili in diesem Jahr ihr Publikum im Rheingau und in Wiesbaden. Zwei der Abende warten mit großen sinfonischen Werken auf: Gleich zu Beginn des Festivals wird die Pianistin gemeinsam mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und Paavo Järvi Sergei Rachmaninows hochvirtuoses zweites Klavierkonzert präsentieren (30.6., 17 Uhr & 20 Uhr). Ein Werk voller Emotionalität, klanggewaltig, farbenreich, voller technischer Schwierigkeiten und geprägt von den aufreibenden Lebensumständen, in denen sich der Komponist zum Zeitpunkt der Werksentstehung befand. Ähnlich verhält es sich mit Pjotr Tschaikowskis Klavierkonzert Nr. 1, das Buniatishvili an der Seite des Gstaad Festival Orchestras unter Jaap van Zwedens Leitung interpretieren wird (19.8., 17 Uhr & 20 Uhr). Auch dieses Werk bewegt sich an den Grenzen des Spielbaren, ist voll von leidenschaftlichem Ausdruck und lotet das Gefühlsspektrum von melancholischer Traurigkeit bis jubelnder Fröhlichkeit aus. Mit Hingabe widmet sich unsere Artist in Residence diesen beiden Referenzwerken der Klavierliteratur. Sie liebt die russische Musik, gerade weil sie solch emotionale Tiefe bereithält, weil sie sich nicht scheut, das menschliche Innere nach außen zu kehren. „Am wichtigsten ist mir der Geist des Komponisten. Ich will sein Universum verstehen.“ Wir dürfen gespannt sein, wie Khatia Buniatishvili diese beiden gewichtigen Klavierkonzerte an ihr Publikum herantragen wird.

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Zusammen mit ihrer älteren Schwester Gvantsa wird die Pianistin in diesem Sommer auch einen Klavierduo-Abend gestalten (9.7.). „Der musikalische Dialog zwischen meiner Schwester und mir ist geprägt von tiefem Vertrauen und völliger Natürlichkeit. Bei ihr fühle ich in Sachen Ausdruck, Phrasierung, Atmung und Gestaltung absolutes, bedingungsloses Verständnis.“ Gemeinsam werden sie ihr Publikum am Klavier durch das 19. und 20. Jahrhundert führen. In diesem Konzert stehen Franz Schuberts wehmütige, kurz vor seinem Tod komponierte Fantasie in f-Moll, D 940, sowie eine Auswahl aus Johannes Brahms bekannten Ungarischen Tänzen WoO 1 und Franz Liszts virtuose Ungarische Rhapsodie Nr. 2 cis-Moll für Klavier zu vier Händen auf dem Programm. Mit einer Fantasie über Themen aus Georges Gershwins Oper „Porgy and Bess“, hier im Arrangement für zwei Klaviere, vollziehen die zwei Schwestern den Wechsel in die Musik des 20. Jahrhunderts, der sich in der südamerikanisch anklingenden Scaramouche-Suite von Darius Milhaud fortsetzt. „Wenn wir zusammen am Klavier sitzen, verändern wir vieles. Denn beide sind wir ziemlich spontan“, erzählt Khatia Buniatishvili. „Dabei geht aber nie die Balance verloren.“

Zuletzt begibt sich die Pianistin alleine auf eine musikalische Reise mit ihrer Zuhörerschaft (3.9., 17 Uhr & 20 Uhr). Ihre Solorezitals zeichnen sich durch besondere Intimität und Tiefsinnigkeit aus. Hier kommt ihre intellektuelle Seite, ihre reflektierte Sicht auf die Welt besonders zum Vorschein. Buniatishvili konzipiert ihre Rezitalprogramme häufig wagemutig, mal über alle Epochen oder Genregrenzen hinweg, mal mit einem Leitgedanken, mal auf einen kleinen musikalischen Kosmos fixiert. „Der menschliche Geist ist doch wie ein Labyrinth, mit unerwarteten Kurven und Wendungen. Was ich suche, ist die Essenz des menschlichen Wesens.“

Khatia Buniatishvili © Gavin Evans
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Alle Konzerte von Khatia Buniatishvili mit Ausnahme des 9.7. finden jeweils um 17 und 20 Uhr statt.