Der Windsbacher Knabenchor wandelt immer mal wieder auf chorsinfonischen Wegen auch abseits der barocken Welt mit Bachs Passionen oder seinem Weihnachtsoratorium. 2022 sang er beispielsweise Mendelssohns „Elias“, in früheren Jahren stand auch wiederholt das „Deutsche Requiem“ von Johannes Brahms auf dem Programm.In diesem Jahr ist er am 26.7. mit Puccinis „Messa di Gloria“ und Faurés Requiem op. 48.

Herr Böhme, was prädestiniert einen Knabenchor wie die Windsbacher für das Requiem von Gabriel Fauré und die Messa di Gloria von Giacomo Puccini?

Diese Frage stellt sich für uns eigentlich gar nicht so sehr, denn wir sind als Chor immer neugierig. Wenn wir nun in diesem Jahr zwei „Jubilare“ haben – Puccini und Fauré starben beide vor hundert Jahren –, dann bieten sich diese Komponisten natürlich auch für eine Programmgestaltung an. Von dieser Warte aus habe ich mich nun gefragt, was denn möglich wäre mit den Windsbachern mal zu machen. Natürlich können wir hier nicht in Puccinis Opernwelt abtauchen. Aber seine Messa di Gloria fällt einem doch schnell auf. Faurés Requiem hingegen ist etabliert und passt gut zur Größe des Windsbacher Knabenchors. Somit haben die Jungs und ich einfach die tolle Chance, zusammen die Musik dieser beiden großen Komponisten zu singen. Das bereichert natürlich ungeheuer. Also ist es eigentlich egal, was uns vielleicht jetzt speziell dafür prädestiniert: Es ist einfach gute Musik und die feiern wir in diesem Jahr.

Ludwid Böhme © Anne Hornemann

Wahrscheinlich betraten viele der Jungs hierbei musikalisches Neuland, denn Puccinis „Tosca“ oder „Madame Butterfly“ dürften wahrscheinlich nicht zu ihren Hörgewohnheiten zählen, oder?

Das ist richtig. Aber die Jungs betreten in Windsbach ja fast täglich musikalisches Neuland. Im Vergleich: Nur weil man mal eine Bach-Passion – wie beispielsweise im vergangenen Jahr in Kloster Eberbach – gesungen hat, ist man in dieser Musik ja noch lange nicht so verwurzelt und verankert, dass man das jetzt zu seiner Kernkompetenz zählen dürfte. Mit jedem neuen Stück lernen wir was dazu, lernen etwas kennen. Und in Richtung italienische Opernstilistik zu gehen ist schon was Besonderes und man merkt wirklich, dass das den Jungs einen Riesenspaß macht.

Wie lange hat der Chor für die Einstudierung beider Werke gebraucht und wie sah die Probenarbeit hier aus? Anders als beispielsweise für eine Motette von Bach?

Na ja, Töne-Lernen bleibt ja Töne-Lernen. Es ist eigentlich wie immer: Man erarbeitet ein neues Stück und merkt erstmal: Oh, schwer, viel Stoff, schaffen wir das? Aber je weiter man im Probenprozess voranschreitet, umso schneller und leichter springt dann auch der Funke über. Und oft erarbeitet sich chorsinfonische Musik aufgrund der Unterstützung des Orchesters, also in der Probenarbeit durch Korrepetition, zügiger.

Ist spürbar, ob dieser „Blick über den stilistischen Tellerrand“ auch über dieses Chorprojekt hinauswirkt? Merken Sie Interesse für solche Musik?

Es ist schwer möglich, so was an einem Programm festzumachen. Jeder hat sicherlich Stücke, die er mag und welche, die ihm nicht so liegen. Das ist ja unabhängig von der Stilistik. Aber das Interesse an für die Sänger neuer Musik ist eigentlich immer da – egal, ob es sich um Romantik, moderne oder Alte Musik handelt.

Windsbacher Knabenchor © Anne Hornemann

Also haben die Jungs Sie noch nicht gefragt, wann die Windsbacher endlich mal das Verdi-Requiem singen könnten?

Man muss ja sehen, dass uns ein Werk wie der Puccini fast schon an die Grenzen dessen führt, was vom Klangvolumen mit einem Knabenchor abbildbar ist. (lacht) Zum Glück aber nur fast. Puccinis Messe di Gloria hat eine große Orchesterbesetzung, ist sehr dick instrumentiert. So eine Musik verlangt ja eigentlich schon mal nach einem viel größeren Chor. Wenn wir das jetzt mit einem Knabenchor machen, dann ist das eine ganz bewusste Verschlankung des Klangideals, auf die auch das Orchester reagieren muss. Insofern könnte man die Frage beispielsweise nach einem Verdi-Requiem gar nicht so schnell beantworten. Aber ich bin mir sicher, dass, wenn sich die Chance bietet so etwas mal mit einem anderen Chor zusammen zu machen, auch hier der Funke überspringen wird.

Was sind besondere musikalische Momente bei Fauré?

Hier fasziniert mich diese völlig andere Herangehensweise einer Requiem-Vertonung. Fauré lässt beispielsweise ein dramatisches „Dies irae“ (fast) aus und hat seine Musik vollkommen auf Ruhe angelegt. Ich freue mich auf die Langsamkeit des Stückes, auf die intensiven Farbwechsel, die durch die anspruchsvolle französische Harmonik entstehen. Und auf die spannende Instrumentierung, die so gänzlich andere Wege geht als andere chorsinfonische Werke. Hier gibt es zum Beispiel kaum Sätze, in denen die Violinen beteiligt sind, alles ist von unten her instrumentiert und entrückt dann in die Höhe – „in paradisum“ sozusagen. Der Fauré hat einen ganz eigenen Reiz mit viel Potential für Entdeckungen.

Und was fasziniert bei Puccini?

Hier haben wir natürlich ein absolutes Kontrastprogramm. Da zeigt sich zwar schon viel vom späteren Puccini, von seinem Einfallsreichtum und von der Art italienisch zu komponieren, aber man merkt dem Werk seine Jugendlichkeit an: Puccini ist noch überhaupt nicht eingenordet, sondern befindet sich noch voll und ganz in seiner Sturm- und Drangphase, angefüllt von Ideen, Harmonien und Melodien. Die Messa di Gloria ist ein Frühwerk, dem vielleicht ein Quäntchen Reife und Form fehlen mag, was den Bogen, Aufbau und Abläufe anbelangt. Aber man sieht eben überdeutlich, was hier für ein Talent sprudelt.

Was begeistert Sie als Dirigent an solchen Werken?

(denkt nach) Wenn man als Musiker sein Berufsleben der Musik verschreibt, braucht man immer wieder neue Nahrung. Musiker sind doch neugierige Leute – bekommen Inspiration durch neue Werke, die Zusammenarbeit mit Orchestern und Veranstaltern. Wenn ich immer nur das gleiche machen würde, würde ich irgendwann stumpf werden. Sich eines Werks anzunehmen, es zu studieren und damit zu durchdringen, den Probenprozess zu durchleben und es schließlich zur Premiere zu führen, ist ja der ständige Rhythmus eines Dirigenten, der auch nicht aufhört. In diesem Jahr sind für mich Puccini und Fauré der „Treibstoff“. Im nächsten Jahr ist es wieder etwas ganz anderes. Und in diesem Neuen finde ich dann Begeisterung.

Hier erklingt nun geistliche Musik im Konzert und wie das eben genannte Verdi-Requiem ist ja auch Puccinis Messa durchaus eine „Oper im Kirchengewand“. Inwiefern kann der Windsbacher Knabenchor vielleicht ja gerade auch mit solcher Musik seinen ausgesprochenen Verkündigungsauftrag erfüllen?

Dadurch, indem er ein anderes Publikum anlockt: Freunde der italienischen Oper werden vielleicht neugierig sein und entdecken, was Puccini da an Kirchenmusik geschrieben hat. Andererseits kann man natürlich ein Publikum, das eher die klassischen Oratorien hört, mit geistlicher Musik begeistern, die tatsächlich mal in einem neuen musikalischen Gewand erklingt. Hier trifft geistliche Musik auf italienische Opernästhetik, so dass beide Seiten – Opernfreunde und Liebhaber der geistlichen Musik – in unserem Konzert wirklich was Neues entdecken und sich dabei vielleicht ja auch neues Terrain erschließen können.

 

Titelfoto © Mila Pavan

Sie waren zuletzt 2021 beim Rheingau Musik Festival. Das Besondere bei diesem Konzert war, dass wir aufgrund der strikten Hygienebestimmungen Abstandsregelungen einhalten mussten. Dieser Abstand wurde durch zahlreiche Strandkörbe in der BRITA Arena hergestellt. Wie war diese Konzertsituation damals für Sie, was ist Ihnen in Erinnerung geblieben und was erhoffen Sie sich von Ihrem nächsten Konzert beim Rheingau Musik Festival?

Für mich war das eine total absurde Konzertsituation. Da standen einfach 2000 Strandkörbe in einem Stadion und ich auf einer super hohen Bühne. Die Zeit war lustig, aber ich bin auch echt froh, dass die Leute wieder eng an eng stehen können. Ich freu mich wieder ins schöne Wiesbaden zurückzukehren & auf ein konzertbegeistertes Publikum und gutes Wetter.

Auf was können sich Ihre Fans bei Ihrem Konzert am 23. Juli beim Rheingau Musik Festival freuen?

Wir haben eine komplett neue Show am Start und ich bin gespannt, wie die Leute darauf reagieren werden. Natürlich gibt‘s die altbekannten Gigs auf die Ohren, aber auch 2-3 neue Songs. Ich habe die letzten drei Jahre an meiner neuen Platte geschrieben und die stärksten Nummern möchte ich den Zuschauern ungern vorenthalten.

Würden Sie sagen, dass Ihre Fans von Stadt zu Stadt unterschiedlich sind? Wie ist der Applaus, wie sehr wird mitgesungen und mitgetanzt? Was verbinden Sie mit Ihren Wiesbadener-Fans?

Es gibt definitiv regionale Unterschiede. Im Rheinland zum Beispiel gehen die Leute ab Sekunde eins total ab. Im Norden dauert‘s eventuell mal nen Song länger. In Wiesbaden, Mainz und Frankfurt wissen die Menschen wie man feiert. Das merkt man auch bei den Konzerten.

Sind Sie trotz Ihrer langen Bühnenerfahrung vor Ihren Konzerten aufgeregt? Gibt es einen besonderen Ablauf, ein Ritual, das Sie allein oder mit Ihrem Team vor einem Konzert durchführen?

Das hängt ganz von der Größe der Konzerte ab. Bei 1000 Menschen vor der Bühne geh ich entspannter hoch als vor 8000. Eine gewisse Grundaufregung ist aber immer dabei. Die wird auch nie verloren gehen. Vor dem Konzert stehen wir zusammen und singen Arm in Arm Lean on my von Bill Withers.

Ihr Beruf ist die Musik. Gibt es eine weitere Leidenschaft, mit der Sie sich von ihren musikalischen Aufgaben ablenken? Gibt es etwas, was Sie besonders für Ihre Musik inspiriert?

Ich liebe jegliche Schlägersportart. Es gibt fast nicht was mich zufriedener macht, als eine Partie Tischtennis im Park. Meine Reisen inspieren mich sehr, Bücher und Alltagsbeobachtung, aber auch die eigenen Probleme mit denen man sich so im Leben konfrontiert sieht.

Ihre Texte handeln von tiefen Emotionen, vom Irgendwo irgendwann – welche Bedeutung haben Ihre Texte für Sie?

Manchmal gelingt es mir in meinen Songs Themen besser zu verdeutlichen, als ich es in einem Gespräch darstellen könnte. Songs schreiben kann wirklich wie Therapie sein. Man versteht sich selbst einen Ticken besser und kann Dinge auch leichter loslassen nachdem man sie in einen Song gepackt hat.

Ihren Hit „80 Millionen“ kennt fast jeder in Deutschland. Was verbinden Sie mit diesem Song?

Ein unfassbares Jahr, eine große Liebe und das Wahrwerden meines Traumes auf den ich ziemlich lange hingesteuert habe.

Gibt es einen Song, der bei Konzerten nie fehlen darf und auf welchen sich Ihre Wiesbadener-Fans freuen können?

Der letztgenannte natürlich und „Wenn sie tanzt“.

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Fotos © Simon Stoeckl

Klassische Musik bleibt nur durch talentierte Nachwuchskünstler lebendig. Unter dieser Maxime hat es sich der gemeinnützige Verein Zukunft Klassik e.V. zur Aufgabe gemacht, jungen Talenten, Ensembles und Künstlern aus Entwicklungsländern sowie gemeinnützig organisierten und freien Ensembles eine nachhaltige künstlerische Perspektive bieten zu können.

Im dritten Jahr seiner Existenz baut der Verein seine bislang erfolgreiche Arbeit weiter aus. Gemeinsam mit dem Rheingau Musik Festival als starker Partner finden auch in diesem „Sommer voller Musik“ wieder einzigartige Konzerte im Rheingau und in der umliegenden Region statt. Unter dem Leitgedanken „Diversität“ kommen Ensembles, Orchester und Musikerinnen und Musiker aus aller Welt in den Rheingau, um gemeinsam zu musizieren und Konzerte zu geben. Dieser wichtige kulturelle und soziale Austausch, der die Musik als gemeinsamen Nenner ins Zentrum rückt, fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Rhein-Main-Region und trägt durch die lebendige Auseinandersetzung mit einer kulturellen Pluralität und aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen zur internationalen Verständigung bei. Neben finanzieller Unterstützung und Auftrittsmöglichkeiten vor großem Publikum und mit renommierten Solisten wie Anne-Sophie Mutter stehen die langfristige Förderung der Karriereentwicklung sowie die wichtige Nachwuchsarbeit im Bereich der klassischen Musik im Fokus der Vereinsarbeit.

„Gott, der Schöpfer der Welt und des Guten“

Ihre Mission ist nicht nur eine musikalische, sondern auch eine gesellschaftliche: Um ein wichtiges Signal für ethnische Vielfalt in einer immer noch vor allem durch Weiße geprägten Klassikszene zu setzen, hat die Kontrabassistin Chi-chi Nwanoku im Jahr 2015 das Orchester Chineke! gegründet. 62 hervorragende Musikerinnen und Musiker aus 31 Ländern sind hier vereint. Als Schwarze oder People of Colour haben sie alle im Kulturbetrieb die Erfahrung gemacht, Stereotypen und Vorurteilen ausgesetzt zu sein. Umso vorbehaltloser widmen sie selbst sich der Musik. Schließlich bedeutet „Chineke“ in der nigerianischen Igbo-Sprache „Gott, der Schöpfer der Welt und des Guten“.

Im Kurhaus Wiesbaden präsentieren die Musikerinnen und Musiker neben Max Richters Komposition „Vivaldi Recomposed“ Werke Schwarzer Komponistinnen und Komponisten. Im Fokus stehen dabei die „African Suite“ des nigerianischen Komponisten Fela Sowande, in der traditionelle afrikanische Musik und europäische Kunstmusik vereint werden sowie eine Komposition der britischen Saxophonistin und Komponistin Cassie Kinoshi. Ihr Werk nimmt sich vor allem einem Instrument an, das bisher eine völlige Rarität im klassischen Konzertsaal war: der Handpan. Inspiriert ist dieses Blechklanginstruments von den Steelpan-Drums aus Trinidad und dem Ghatam aus Südindien.

Mit seinem Programm macht das Chineke! Orchestra nicht nur auf den gegenwärtigen gesellschaftlichen Zustand und eine wünschenswerte Zukunft ohne Vorurteile aufmerksam, sondern bringt in diesem Projekt auch Musik auf die Bühne, die es abseits des gängigen Repertoires wert ist, gehört zu werden.

© Bill Knight

Chineke! Orchestra (K17)
30.6. | 19 Uhr, Kurhaus Wiesbaden

Fela Sowande African Suite
Cassie Kinoshi Handpan Concerto
Max Richter „The New Four Seasons – Vivaldi Recomposed

Cuban-European Youth Academy 2024

© Andrea Kemper

Jubiläumsfest: Kubanisch-Europäische Nacht (K32)
7.7. | 18 Uhr, Kloster Eberbach

Finale Cuban-European Youth Academy 2024 (K45)
11.7. | 20 Uhr, Kurhaus Wiesbaden

 John Knowles Paine Ouvertüre zu „As you like it“
George Gershwin Rhapsody in Blue
Antonín Dvořák Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 „Aus der Neuen Welt“

Musik kennt keine Grenzen – genau dafür steht die Cuban-European Youth Academy. Seit ihrer Gründung im Jahre 2014 durch die Balthasar-Neumann-Ensembles, den renommierten Dirigenten Thomas Hengelbrock und das Rheingau Musik Festival steht dieses einzigartige Projekt für einen grenzüberschreitenden transatlantischen Kulturaustausch, für Kooperation und Jugendförderung, für Geben und Nehmen, für Gastfreundschaft und Nachhaltigkeit.

Die allererste Arbeitsphase und die daraus resultierenden Konzerte fanden im Sommer 2015 und erneut 2017 und 2019 beim Rheingau Musik Festival statt und wurden von Publikum und Presse gleichermaßen als bahnbrechende Erfolge gefeiert. Diesen Sommer machen sich die hochtalentierten Musikerinnen und Musiker wieder auf den Weg nach Deutschland. Auf dem vielseitigen Programm stehen Workshops und Kurse im Bereich Originalinstrumente, Musikgeschichte aus Kuba und Europa sowie das Kennenlernen der verschiedenen Kulturen. Einzelunterrichte und Gruppenproben mit renommierten Dozenten und Experten der jeweiligen Instrumente ergänzen die Akademie.

Das gemeinsame Musizieren setzt dabei wertvolle und maßgebende Impulse: Die einstudierten Werke stellen die Musikkultur der Teilnehmer vor und das Zusammenspiel fördert Zuhören, Akzeptanz, Sensibilität und Offenheit. Gemeinsam mit Alumni und europäischen Musikern erklingen zum Abschluss dieses transatlantischen und sozial-kulturellen Orchesterprojekts zwei abwechslungsreiche und vielgestaltige Konzerte, die gleichermaßen europäische Musizierpraxis und Tradition sowie karibisch-kubanische Klangsprache und Identität in den Vordergrund rücken.

Musikalische Völkerverständigung

„Our message must be stronger than ever“ – Mit diesem Statement wandte sich Daniel Barenboim kurz nach den schrecklichen Terroranschlägen der Hamas vom 7. Oktober 2023 an die Weltöffentlichkeit. Ein starkes Friedenssignal, steht doch das West-Eastern Divan Orchestra seit seiner Gründung 1999 wie kein zweites Ensemble für Völkerverständigung zwischen Israelis und Arabern durch die Sprache der Musik und bietet vor allem einen Raum des Dialogs und des respektvollen Miteinanders.

Seit jeher ist es Barenboims Mission, die Musik als Mittel transkultureller Verständigung zu nutzen und das gemeinsame Musizieren im Orchester als einen idealen Ort und Nährboden des Humanismus anzusehen. Das Ergebnis seiner unermüdlichen Überzeugung zeigt er seit über 20 Jahren in der Arbeit mit dem West-Eastern Divan Orchestra, das im Rahmen seines 25-jährigen Bestehens im kommenden Jahr eine Jubiläumstournee begeht. Angesichts der dramatischen Entwicklung des Nahostkonflikts entfaltet diese Tournee eine besondere, gesellschaftspolitische Relevanz, nicht nur für die Mitglieder des Orchesters und ihre Familien, Freunde und Verwandte, sondern insbesondere auch für die deutsche Zivilgesellschaft.

© Manuel Vaca

13.8. | 19 Uhr, Kurhaus Wiesbaden (K119)
Anne-Sophie Mutter, Violine
West-Eastern Divan Orchestra
Daniel Barenboim, Leitung

 Johannes Brahms Violinkonzert D-Dur op. 77
Franz Schubert Sinfonie Nr. 8 C-Dur D 944

 

„Seid umschlungen, Millionen!“

© Selin Pfrüner

29.8 | 20 Uhr, Kloster Eberbach (K137)
30. 8 | 19 Uhr, Kloster Eberbach (SK1)

 Iris Hendrickx, Sopran
Jo-Pei Weng, Alt
Xavier Moreno, Tenor
Johannes Schendel, Bass
World Youth Choir
Bundesjugendorchester
Tan Dun, Leitung

Tan Dun NINE “Ode to Compassion” (Welturaufführung)
Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125

Beethovens neunte Sinfonie ist zum musikalischen Synonym geworden für den Wunsch nach Frieden und Freiheit für alle Völker der Welt. Um dieses gehaltvolle Werk auf die Bühne zu bringen, tritt in diesem Projekt ein Ensemble auf, das den Gedanken der Völkerverständigung in den Genen trägt: Der World Youth Choir versammelt jedes Jahr 100 Sänger zwischen 17 und 26 Jahren in seinen Reihen, um mit Musik zum weltumspannenden Austausch zu finden. Mit an ihrer Seite haben sie Deutschlands jüngste musikalische Elite: das Bundesjugendorchester. Seit 2018 ist Sir Simon Rattle Ehrendirigent des Bundesjugendorchesters: „Ich liebe dieses Orchester. Ihr spielt wundervoll und ihr seid unsere Zukunft. Mit der Musik in euren Händen bin ich voller Hoffnung.“

Während der intensiven Arbeitsphasen erarbeitet das Orchester anspruchsvolle Orchesterwerke aus allen Epochen und auch zeitgenössische Werke sowie Uraufführungen gehören zum festen Bestandteil der Arbeit. Gemeinsam setzen sich die jungen Musikerinnen und Musiker nun Beethovens humanistisches Ideal zum Ziel und blicken dabei auch in Gegenwart und Zukunft: „NINE“ heißt das Werk, das der weltweit renommierte Komponist Tan Dun in Anlehnung an Beethovens berühmte Sinfonie komponiert hat. Der Schönheit des Menschen, des Geistes und der Erde gebe er darin Ausdruck, sagt der Chinese, der sich wünscht, zum wichtigen Dialog zwischen Ost und West beitragen zu können.

Unterstützung der kulturellen Vielfalt durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain

Eine starke Projektunterstützung erfährt der Verein Zukunft Klassik auch in diesem Jahr durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain. Der im Jahr 2007 auf Initiative der Hessischen Landesregierung gegründete gemeinnützige Fonds dient dazu die Attraktivität des Kulturraums Frankfurt RheinMain zu erhalten. Das diesjährige temporäre Schwerpunktthema des Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main, „hier leben“, betont die Bedeutung dieser emotionalen Verbindung. Es erinnert uns daran, dass Kunst und Musik nicht nur abstrakte Konzepte sind, sondern lebendige Ausdrucksformen, die unser menschliches Dasein bereichern. In einer Zeit, in der wir mit so vielen Herausforderungen konfrontiert sind, sind es die Künstlerinnen und Künstler, die uns daran erinnern, was es bedeutet, hier zu leben, in dieser Welt, in diesem Augenblick. Ihre Musik ist ein Spiegel unserer Sehnsüchte, Hoffnungen und Träume, und sie schenkt uns Trost und Inspiration, wenn wir sie am meisten benötigen.

Unterstützen auch Sie die Arbeit und die Projekte des gemeinnützigen Vereins

Wenn Sie den gemeinnützigen Verein Zukunft Klassik mit ihrer Spende unterstützen möchten, wenden Sie sich gerne an Tabea Glöser unter 06723 917750 oder per Mail an info@zukunft-klassik.de. Die Überweisung Ihres Beitrags zur Zukunft der klassischen Musik geht auf das Konto „Zukunft Klassik e.V.“ bei der Nassauischen Sparkasse, (IBAN) DE58 5105 0015 0107 1368 89. Eine Spendenbescheinigung kann ausgestellt werden.

Musizieren heißt verhandeln vom ersten Takt an“, sagt Wolfgang Katschner, der vor 40 Jahren gemeinsam mit Hans-Werner Apel in Ostberlin die lautten compagney BERLIN gegründet hat – u. a. um gegen Auftrittsangst anzuspielen. Mit enormem Erfolg: Das Ensemble überzeugt auch jenseits der Mauer. 2012 mit dem Rheingau Musik Preis ausgezeichnet, ist es dort seit über 20 Jahren regelmäßig zu Gast und der beste Beweis, wie gut der Dialog klappt. Dassensationellste Ensemble Deutschlands“ (WDR3) verführt lustvoll zum Denken und feiert Demokratie auch mit Konzerten am Runden Tisch. Denn „man muss sich schon an einen Tisch setzen“, so Katschner im Gespräch zum Jubiläum des Ensembles in der moz.

Die Geburtstagssaison eröffnet das Ensemble beim Rheingau Musik Festival am 03. Juli in Wiesbaden mit der Dancing Queen: ABBA & Jean-Philippe Rameau mit Asya Fateyeva am Saxophon, gerade frisch aus dem Aufnahmestudio für die nächste Einspielung.

Wolfgang Katschner © luxstudio

Bevor diese Aufnahme erscheint, veröffentlicht deutsche harmonia mundi schon am 30. August The Lute Songbook: Mit einem Ave Maris Stella aus dem 15. Jahrhundert beginnt ein Klangfluss, der einen weiten Horizont eröffnet, Raum für Reflektionen schafft und über Morning Passages von Philipp Glass melodisch weitertreibt zu Arrangements, in denen Klassiker des Pop mit Musik von Dowland und Purcell verschmelzen. Es ist gewissermaßen die DNA der lautten compagney und programmatisch mit Stücken wie Hit the road Jack – denn natürlich ist das Ensemble weiterhin auf Tour. Alle Termine sind hier auf der Website zu finden.

Die lautten compagney BERLIN beim Rheingau Musik Festival

K 20 | Mi. 3.7. | 20 Uhr
Ringkirche Wiesbaden

„Dancing Queen“: ABBA meets Rameau
Asya Fateyeva, Saxophon
lautten compagney BERLIN
Wolfgang Katschner, Leitung

Titelfoto © Robert Paul Kothe

Die Experten der »Reisen für Musikfreunde« kreieren für Sie unvergessliche musikalische Reiseerlebnisse zu den wichtigsten Musikdestinationen und Festivals weltweit. Zum Rheingau Musik Festival finden sich verschiedene Arrangements mit den Festivalhighlights im Angebot der ADAC Reisen für Musikfreunde. Die Individualreisen bieten gute Hotelunterbringung in Wiesbaden und Konzertkarten der besten Kategorien. Bei den exklusiven Gruppenreisen erleben Sie darüber hinaus ein interessantes Rahmenprogramm mit Ausflügen in den schönen Rheingau oder die Kulturmetropole Frankfurt sowie Besuche in ausgewählten Restaurants.

Foto © Bartek Barczyk

27. – 29. Juni: Individualreise zum Rheingau Musik Festival

Gleich zweimal können Sie die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen erleben: Das Orchester, welches gerade erst den Gramophone Classical Music Award »Orchestra of the Year 2023« erhalten hat, spielt im wunderschönen Kurhaus Wiesbaden an zwei Abenden Tschaikowski. Der französische Dirigent Jérémie Rhorer gilt als einer der vielseitigsten Dirigenten seiner Generation. Neben ihm sind die erstklassigen Solisten Guido Sant’Anna (Violine) und Bruce Liu (Klavier) zu erleben.

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21. – 22. Juli: Individualreise zum Rheingau Musik Festival

Genießen Sie die schöne Atmosphäre im Wiesbadener Kurpark beim Open-Air-Konzert mit dem Schleswig-Holstein Festival Orchestra, welches 1987 vom großen Leonard Bernstein gegründet wurde. Zu Gast ist Starpianist Lang Lang, der gemeinsam mit seiner Ehefrau Gina Alice das Klavierkonzert Nr. 2 in g-Moll von Camille Saint-Saens spielt. Durch den Abend führt ein echter Tatort-Kommissar: Axel Milberg übernimmt die Moderation, am Pult steht der Dirigent Ion Marin.

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Foto © Xin Qiu
Foto © Julien Benhamou

25. – 27. Juli: Individualreise zum Rheingau Musik Festival

Zur »Serenata Latina« laden Rolando Villazón und Xavier de Maistre ins Kurhaus Wiesbaden ein. Die zwei Künstler, beide Topstars ihres Fachs, verzaubern mit Werken von Guastavino, de Falla, Ginastera und anderen. Die musikalische Reise geht u.a. in Villazóns mexikanische Heimat; es erwartet Sie ein Liederabend voll südamerikanischer Lebendigkeit. Am nächsten Tag haben Sie die Möglichkeit, dem wunderbaren Pianisten Jan Lisiecki zu lauschen, oder alternativ in der Basilika des Kloster Eberbach Puccinis »Messa di Gloria« und das Fauré–Requiem mit der Staatsphilharmonie Nürnberg und dem Windsbacher Knabenchor zu erleben.

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13.–16. August: Gruppenreise zum Rheingau Musik Festival

Im schönen Kurhaus von Wiesbaden spielt das West-Eastern Divan Orchestra unter der Leitung von Daniel Barenboim mit Anne-Sophie Mutter und in der wunderbaren Basilika von Kloster Eberbach ertönt die Johannes-Passion von Bach mit dem hervorragenden Bach Collegium Japan. Im Rheingau besuchen Sie das Benediktinerkloster Eibingen und die Pfarrkirche St. Valentin, eine der schönsten Kirchenbauten der Region. Hier erleben Sie auch ein Konzert auf der historischen Orgel.

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Foto © Manuel Vaca
Foto © Chris Lee

22.–26. August: Gruppenreise zum Rheingau Musik Festival

Das São Paulo Symphony Orchestra konzertiert mit der Violinistin Hilary Hahn und die Tschechische Philharmonie mit der Cellistin Anastasia Kobekina im Kurhaus Wiesbaden. In der Basilika von Kloster Eberbach präsentieren der hervorragende RIAS Kammerchor Berlin und die Akademie für Alte Musik Berlin mit Händels »Dixit Dominus« höchste Barockkunst. Sie besuchen Schloss Johannisberg im Rheingau mit dem ersten Riesling-Weingut der Welt.

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29.–31. August: Individualreise zum Rheingau Musik Festival

Der Geiger Christian Tetzlaff, der für sein energetisches Musizieren bekannt ist, spielt im Kurhaus Wiesbaden Beethovens Violinkonzert op. 61. Das er die Musik als Sprache versteht, stellt er immer wieder überzeugend dar – an diesem Abend gemeinsam mit dem Tonhalle-Orchester Zürich unter der Leitung des estnischen Dirigenten Paavo Järvi. Beim zweiten Konzert mit dem hervorragenden Tonhalle-Orchester spielt der Ausnahmepianist Bruce Liu das Klavierkonzert Nr. 1 e-Moll von Frédéric Chopin.

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Foto © Alberto Venzago
Foto © : Harald Hoffmann/DG

6.–8. September: Gruppenreise zum Rheingau Musik Festival

Im Kurhaus Wiesbaden konzertiert das Pittsburgh Symphony Orchestra mit Anne-Sophie Mutter, unter der Leitung von Manfred Honeck, und in der klanggewaltigen Basilika von Kloster Eberbach gibt das Gustav Mahler Jugendorchester mit Ingo Metzmacher Werke von Wagner und Brucker zum Besten. Eine Kuratoren-Führung im berühmten Städel Museum in Frankfurt zeigt Ihnen die Ausstellung »Frauen – Künstlerinnen zischen Frankfurt und Paris um 1900«.

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