Bachs Goldberg-Variationen gehören zu den großen Klassikern der Klaviermusik. Zahlreiche namhafte Pianisten haben sich eingehend mit dem Werk beschäftigt und auch auf Nicht-Pianisten wirkt die ungebrochene Faszination der berühmten Variationen. Zu ihnen gehören Thibaut Garcia und Antoine Moriniére. Am 27.7. präsentieren die beiden Gitarristen bei uns ihre Goldberg-Variationen für zwei Gitarren.
„Seit unserer ersten Begegnung vor fünfzehn Jahren begleiten uns Johann Sebastian Bachs Goldberg-Variationen auf unserem musikalischen Weg. Wir waren von Anfang an enge Freunde, beide haben wir am Pariser Konservatorium studiert. Wir verbrachten unsere Tage damit, als Duo zu spielen, vom Blatt zu lesen, Partituren zu studieren, Transkriptionen zu durchleuchten, unermüdlich zu forschen. Die barocke Tastenmusik hatte uns schon immer fasziniert.
Tief in uns trugen wir einen leicht verrückten Traum: eines Tages würden wir es wagen, uns diesem Monument, diesem Meisterwerk musikalischer Architektur zu nähern – den Goldberg-Variationen. Ein Werk, das als unspielbar auf unserem Instrument gilt.
Wir unternahmen einen ersten Transkriptionsversuch, doch angesichts der schieren Größe des Vorhabens gaben wir auf. Das war vor zwölf Jahren. Und doch hat uns das Projekt nie ganz verlassen – es war immer im Hintergrund präsent, auf jeder Etappe unseres Weges.
Im Jahr 2020 – mit mehr Reife – beschlossen wir, uns mit Leib und Seele auf dieses aufregende Abenteuer einzulassen, mit der festen Überzeugung: Diesmal würden wir es bis zum Ende schaffen. Über ein Jahr lang haben wir geduldig die Variationen transkribiert, angetrieben von einer zentralen Frage: Wie passt man ein für Tasteninstrument geschriebenes Werk für zwei Gitarren an – und erhält dabei die Illusion eines einzigen Interpreten? Die erste Antwort lag im Bau unserer Instrumente. Nach langen Gesprächen mit dem Gitarrenbauer Hugo Cuvillier entwickelten wir zwei identische Gitarren – in Klang, Kraft und Ausdrucksstärke. Bei unserer zweiten Arbeitsresidenz in La Chaise-Dieu, mitten im Winter der Auvergne, überreichte uns Hugo zwei Gitarren aus ein und demselben Baum. In diesem Moment wurde uns klar: Der Klang dieser beiden Instrumente, kombiniert mit unseren sich ergänzenden musikalischen Empfindsamkeiten, ließ uns wie ein einziges Instrument klingen. Da wussten wir: Dieses Projekt ist möglich.
Eine weitere, intimere Antwort fanden wir in unserer Suche nach der Spiritualität Johann Sebastian Bachs. Wir zogen uns in die Stille der Abtei Solesmes zurück, um dort Zeit mit Mönchen zu verbringen, die ihr Leben dem Gebet und der Meditation gewidmet haben. Im völligen Schweigen der Abtei, ohne ein Wort zu wechseln, probten wir die Variationen unermüdlich. Es heißt, Musik entstehe aus der Stille – nie zuvor erschien uns dieser Gedanke wahrer als in Solesmes.
Die Aufnahme, die in den Schweizer Bergen von La Chaux-de-Fonds entstand, setzte dieses Gefühl der Zeitlosigkeit fort. Schon unsere Schritte im Schnee auf dem Weg zum Konzertsaal schienen die ersten Töne der Aria anzukündigen.
Heute freuen wir uns, die Früchte jahrelanger Arbeit, Forschung und gemeinsam gelebter Harmonie zu teilen. Die Goldberg-Variationen sind ohne Zweifel das Projekt unseres Lebens – ein ewiger Neubeginn.“